Die Kirche, vor allem die katholische, fußt auf einem Glaubenssystem, das seit Jahrhunderten (auch) dazu genutzt wird, Menschenfeindlichkeit zu transportieren. Christliche Heteronormativität kickt selbst in Jesus‘ letzten Atemzügen am Kreuz: Warum stellen wir uns Gott als bärtigen, alten Mann vor, als Vater, der richtet, straft, belohnt und verlässt? Die Komponistin und Improvisationsmusikerin Luise Volkmann gibt in ihrem Werk all dem einen Raum, was viel zu lange institutionell ausgeschlossen wurde. Gerade Angehörige diskriminierter Gruppen, schreibt Angela Lehner in ihrem zugrunde liegenden Text, wären schließlich „hin und wieder auch für spirituellen Support dankbar“.
Dass es den aber nicht nur in der Kirche geben kann, sondern Spiritualität so vielfältig ist wie die Menschheit selbst, vergisst der globale Norden gerne. Die anderen Werke im Programm thematisieren Glauben und Religion aus anderen Blickwinkeln: Julius Eastmans „Buddha überschreitet die Grenzen des Papiers, auf dem die Musik notiert ist und mit „Believing“ geht Julia Wolfe zurück zu der Frage nach einem Glauben ohne Institution.
Mit:
ensemble reflektor (Leitung: Holly Hyun Choe)
Isabelle Raphaelis (Flöte), Hannah Baumann (Oboe), Juliane Trost (Klarinette), Oskar Chodoro (Fagott), Emilio Banuls (Horn), Jakob Nierenz (Violoncello), Rosie Salvucci (Kontrabass), Paul Ebert (Schlagwerk), Josefa Schmidt (E-Piano), Robert Hurtado Salgado (E-Gitarre)
Joseph Haydn (1732-1809): Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze, Sonata IV: Largo (Eli, Eli, lama asabthani?)
Luise Volkmann (*1992): „Ich vertraue darauf, dass du mich verlässt, *.“ (Uraufführung)
Julius Eastman (1940-1990): Buddha
Julia Wolfe (*1958): Believing
u.a.
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