Anton Bruckner, dessen Geburtstag sich 2024 zum 200. Mal jährt, gilt als Komponist mit unverwechselbarer Tonsprache. Musikgeschichtlich hat Bruckner einen Wendepunkt geprägt: Als erster Komponist der Musikgeschichte widmete er sich fast ausschließlich der Gattung der Sinfonie und prägte sie nicht zuletzt mit seinen groß angelegten Werken und seiner einzigartigen musikalischen Sprache, die viele seiner Zeitgenoss*innen irritierte, aber richtungsweisend für nachfolgende Komponist*innen wurde. Darüber hinaus arbeitete er – zu seinen Lebzeiten unüblich – kollaborativ mit seinen Schülern und ließ ihre Beiträge vielfach in seine Werke einfließen. Aus dem Anspruch heraus, den Kanon zu transformieren und angelehnt an Bruckners Schaffen in Kollaboration mit seinen Schülern entstand das BRUCKNER.lab. Darin hinterfragt ein genreübergreifendes und interdisziplinäres Kompositionskollektiv, bestehend aus den Komponist*innen Cymin Samawatie (musikalische Leitung), Ying Wang, Maria Reich und Ketan Bhatti sowie der Autorin Simoné Goldschmidt-Lechner, die traditionelle bürgerliche Sinfonie nach dem Vorbild Bruckners künstlerisch und holt sie in die Gegenwart. Die dabei entstehende „Sinfonie der Gegenwart“ thematisiert unsere postmigrantische, diverse und demokratische Gesellschaft und gibt der Gattung Sinfonie eine neue Aktualität.
Stadtteilkonzerte
Welche Kraft und Rolle Musik als identitäts- und gemeinschaftsstiftendes Element für eine Gesellschaft hat, zeigen wir darüber hinaus in drei Stadtteilkonzerten mit Esslinger Gruppen und Vereinen, die künstlerisch aktiv und für ihre Stadtteile wichtige Anlaufstellen für Gemeinschaft und Austausch sind. Unter der musikalischen Leitung von Juri de Marco und Bartosz Nowak (Stegreif Orchester) entstehen gemeinsam mit dem Kirchenchor der Christuskirche am Zollberg, dem Musikverein Zell-Oberesslingen und mit zwei Tanzgruppen von Kids Dance aus Pliensauvorstadt improvisatorische Formate mit Sound Painting, Gesang, Tanz und Musik. Ausschnitte der einzelnen Konzerte werden in einer Videoinstallation im Kontext des Abschlusskonzerts ausgestellt.
Werkstattkonzerte
Bevor das Projekt im großen Abschlusskonzert des Festivals 2024 mündet, bei dem das neue Werk uraufgeführt wird, führen drei Werkstattkonzerte mit verschiedenen Schwerpunkten und Beiträgen thematisch an die Sinfonie heran: Wie wurde die Sinfonie als demokratische, musikalische Ausdrucksform geboren? Welche Bedeutung hatte sie zu ihren Hochzeiten für die Gesellschaft und musikwissenschaftlich? Und wie kann die Sinfonie als Gattung heute relevant bleiben?