»Warum bezeichnest du deine linke Hand als schwach?«, fragte einst die bekannte Behindertenaktivistin Judith Heumann die Komponistin Molly Joyce in einem Gespräch. Aufgrund eines früheren Autounfalls hat Joyce eine beeinträchtigte linke Hand. Heumanns Frage motivierte die Künstlerin, Schwäche und weitere Begriffe zu überdenken und zu fragen, was diese Begriffe für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen und Erfahrungen bedeuten. Das Ergebnis ist »Perspective« – ein fortlaufendes, partizipatives Projekt, das Molly Joyce gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen entwickelt hat.
Der Kern von »Perspective« sind Interviews, die die Künstlerin mit unterschiedlichen Menschen geführt hat: Was bedeutet Zugang für dich? Was bedeutet Fürsorge für dich? Was bedeutet Unabhängigkeit für dich? Was bedeutet Heilung für dich? Die entstandenen Videos und Plakate werden im Rahmen des JETZT!-Festivals in Esslingen an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum gezeigt.
Neben dieser multimedialen Plattform hebt die Komponistin das Projekt »Perspective« zudem auf eine musikalische Ebene und lässt das sonst eher nüchterne, typografische Video-Material in zauberhafte, bewegende Klanglandschaften eintauchen. Frage um Frage, Statement um Statement wird so zu einem eigenen Track – und die Künstlerin gibt den Raum frei, dazu zu performen, ihre Kompositionen zu interpretieren.
Für das Kammerkonzert »Perspektiven« haben sich Isabelle Raphaelis (Flöte), Paul Ebert (Schlagzeug) und Mari Nagahara (Violoncello) vom Ansatz der Komponistin Joyce inspirieren lassen, ganz verschiedene Perspektiven einzunehmen. Gespielt werden neben Kompositionen von Molly Joyce auch Werke von Missy Mazzoli, Johann Sebastian Bach und Sarah Kirkland Snider. Es entsteht eine musikalische Erzählung über unsere eigene Zerbrechlichkeit und über die Chance, im Perspektivwechsel mehr Verständnis füreinander zu finden.
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