Verschmelzen und Fragmentieren – „Die Hand, das Werk“ eröffnet Gedankenräume zwischen Schwermetall. Dabei trifft handwerklich präzise Kammermusik von Johann Sebastian Bach auf zeitgenössische Musik, die die Bedingungen des post-industriellen Zeitalters untersucht. Bachs Fugen sind ähnlich mathematisch komplex wie die Informatik, die heute die Maschinen der Industrie 4.0 steuert, während Louis Andriessens Stück „Workers Union“ von 1975 mit großem und vor allem lautem Ensemble einen heute fast nostalgisch empfundenen Arbeitskampf nachzeichnet.
Fast könnte man meinen, die Architekt*innen der klassischen Industrialisierung hätten die Gebäude schon so angelegt, dass später, wenn der letzte Brennofen erloschen, das letzte Zahnrad zum Stehen gebracht und demontiert ist, in den Fabrikhallen die Kultur ihren Platz finden kann. Fast sakral und gleichzeitig archaisch wuchtig ist auch das Esslinger Eisenlager, der Spielort von „Die Hand, das Werk“.
Kammermusik von Johann Sebastian Bach - aus der Hochphase einer beinahe manufakturellen Produktion von Musik also – trifft auf Musik, die die Bedingungen des post-industriellen Zeitalters untersucht. Seine hier zu hörenden Fugen sind von mathematischer Präzision - ähnlich wie die zeitgenössische New Yorker Komponistin Missy Mazzoli in ihrem Stück „Ecstatic Science“ das Handwerk der Komposition mit dem Blick der irren Mathematikerin kreuzt: In Fraktale zerteilte Klangblöcke. Und der im letzten Jahr im Alter von 82 Jahren verstorbene niederländische Komponist Louis Andriessen liest das Industrielle gesellschaftspolitisch und fragt in seinem Stück „Workers Union“ nicht nur nach den Verbindungen von Gerechtigkeit und Selbstorganisation, sondern erzählt auch vom Weg, den die Gesellschaft gehen wird, wenn die Arbeit die Arbeiter*innen vereinzelt. Verschmelzen und Fragmentieren, Monolith und Splitter – „Die Hand, das Werk“ eröffnet Gedankenräume zwischen Schwermetall.
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