Bruckners 7. Sinfonie gehört zu den Greatest Hits der Romantik. Dabei blickt jede Aufführung der erhabenen Klänge in einen Abgrund. Die kritische kammermusikalische Erkundung des Stücks in kleiner Besetzung setzt dem Missbrauch von Bruckners Musik durch die Nazis etwas entgegen, das die Musikgeschichte verdrängte. Neu eingebettet in rituelle Musik von Hildegard von Bingen und der Resistance-Kämpferin Elsa Barraine bringt diese Version das Licht zurück in das Großwerk.
Richard Wagner war für Adolf Hitler sein “einziger Vorgänger”, überlebensgroß, verehrungswürdig. Mit Anton Bruckner hingegen konnte er sich identifizieren: Oberösterreicher wie er, aus armen Verhältnissen, lange von der Kunstwelt ignoriert, um am Ende den Triumph zu finden. Wagner hat seinen Ruf bekanntermaßen behalten und schon zu Lebzeiten dafür gesorgt, dass sein Name eben nicht nur mit innovativer Oper, sondern auch mit Antisemitismus assoziiert wird. Von Bruckner hingegen ist eher ein fast fundamentalistischer Katholizismus überliefert. Der Dirigent Hans von Bülow sagte, Bruckner sei halb Genie, halb Trottel. Und doch wird, sobald seine 7. Sinfonie gespielt wird, noch lange nicht nur der Geist des sterbenden Wagners spuken, der Bruckner zu dieser Musik inspirierte, sondern auch der Hitlers. Den schweren zweiten Satz wünschte sich letzterer als Trauermusik. Nicht ganz zufällig wohl: Denn das Adagio schreitet getragen stetig zur Ewigkeit, die sich Bruckner allerdings sicher ganz anders vorgestellt hat als der Nationalsozialist.
Und so schreitet dieser zweite Satz noch immer. Bruckners 7. Sinfonie gehört zu seinen meistgespielten Werken. Dabei blickt jede Aufführung dieser erhabenen Klänge in einen tiefen Abgrund. Mit der kammermusikalischen Fassung des Stücks - in Kombination mit Werken zweier Komponistinnen - versucht PODIUM, den bösen Geistern der Geschichte die Wirkung zu nehmen. Der fromme, beinahe mystische Zug von Bruckners Klängen des Erhabenen wird durch die Einbettung in die sakrale Musik von Hildegard von Bingen neu akzentuiert. Und der zweite und dritte Satz wird radikal gestrichen und durch Elsa Barraines „Musique Rituelle“ ersetzt; die Komponistin und Kämpferin in der französischen Resistance greift die in der Brucker-Rezeption seit der Zeit der Nationalsozialisten verschütteten spirituellen Elemente auf und verdrängt - diesmal mit ihrer Musik - erneut den Nazi-Geist, wo er ungestört zu ruhen glaubte.
Foto: Christoph Püschner / Zeitenspiegel
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